Beim 48. Turnier der Meister® starteten über 120 Turner*innen in die Weltcupsaison. Wie immer war das Turnier ausverkauft, die Stimmung prächtig und die Organisation sehr gut. Für den Deutschen Turnerbund war es dennoch ein holpriger Start in eine Saison, in der mit der Europameisterschaft Ende Mai in Leipzig eine Großveranstaltung im eigenen Lande wartet. Die Missbrauchsvorwürfe im Frauenturnen waren auch in Cottbus das beherrschende Thema.
Verbände können maximal sechs Turner und vier Turnerinnen melden. Der DTB hatte mit fünf Turnern und lediglich zwei Turnerinnen das Kontingent nicht ausgeschöpft und auch nicht alle Geräteplätze – jedes Gerät kann zweimal geturnt werden – besetzt. Es gab insgesamt sieben Finalplätze, von denen drei nicht wahrgenommen wurden, aber keine Medaille.
Bei den Turnern gingen je zwei Siege nach Armenien. Vahagn Davtyan gewann am ersten Finaltag den Titel an den Ringen und am Sonntag holte sein jüngerer Bruder Artur den Sprungtitel. Auch Japan gewann zwei Titel: Kaito Sugimoto siegte am Barren und Shohei Kawakami am Reck.
Daniel Mousichidis belegte im Bodenfinale Rang acht und am Pauschenpferd Platz sieben. Milan Hosseini hatte sich für das Bodenfinale qualifiziert, musste jedoch wegen Nackenbeschwerden kurzfristig auf den Start verzichten. Am Abschlusstag belegte Lokalmatador Tom Schultze am Sprung Platz sieben.
Ergebnisse Finaltag 1
Bei den Turnerinnen gingen drei der vier Titel nach China. Zhang Kexin gewann am Stufenbarren. Am Schwebebalken siegte die Silbermedaillengewinnerin der WM 2023 und der Olympischen Spiele von Paris, Zhou Yaqin, mit einer herausragenden Leistung mit einer D Note von 6,8. Gold am Boden ging an Zhang Yihan.
Lisa Wötzel startete am Sprung, Balken und Boden. Ihr gelang der Sprung in die Finals am Sprung und Boden. Ihre Finalteilnahmen musste sie jedoch wegen einer Fußverletzung absagen. Silja Stöhr ging nur am Barren und Balken an den Start. Im Barrenfinale belegte sie nach einem Sturz Rang acht.
Ergebnisse Finaltag 2
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Missbrauchsvorwürfe Thema Nummer eins
Das alles überlagernde Thema des Wochenendes waren jedoch die Missbrauchsvorwürfe im deutschen Frauenturnen. Erstmals seit Bekanntwerden der Vorwürfe hielt der DTB eine Pressekonferenz ab, zu der die vor Ort akkreditierten Journalist*innen eingeladen waren. Anwesend waren beim Termin am 21. Februar DTB-Präsident Alfons Hölzl, DTB-Vorstand Sport Thomas Gutekunst sowie der Cheftrainer Turnen Frauen Gerben Wiersma.
Hölzl bekräftigte den Reformwillen des Verbandes und betonte, dass nichts „unter irgendeinen Teppich gekehrt“ werde. Viele der brennenden Fragen blieben jedoch weiterhin offen. Etwa, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass trotz eines im Jahre 2021 eingeleiteten Kulturwandels und mehrerer Beschwerden am Stützpunkt Stuttgart im Laufe des Jahres 2024 erst so spät reagiert wurde.
Auch die akutelle Trainingssituation bleibt im Vagen. Helen Kevric, sicherlich eine der Topfavoritinnen auf EM-Medaillen, sei „im Training“, sagte Wiersma. Wer genau das Training in Stuttgart absichert, wie die Planung ist und wann man mit den Turnerinnen im Wettkampf rechnen kann – klar wurde es an diesem Wochenende nicht.
Stuttgarter Symposium abgesagt
In wenigen Wochen steht mit dem DTB-Pokal bereits das nächste Highlight in Deutschland an – ausgerechnet in Stuttgart. Hier wird es dann sicherlich auch Fragen an den Schwäbischen Turnerbund geben. Das Gerätturn-Symposium, das dieses Jahr mit dem Schwerpunkt „Kommunikation im Turnsport: Barrieren erkennen und überwinden“ geplant war, wurde bereits abgesagt.
„Nach Aufkommen der Vorwürfe im Turnen Ende 2024 sind wir nun zu der Entscheidung gekommen, dass nun nicht der richtige Zeitpunkt ist, um eine Fortbildung des Schwäbischen Turnerbunds mit diesem Schwerpunkt zu veranstalten“, heißt es dazu auf der Website. „Eine solche Fortbildung sollte aus unserer Sicht auch die Erkenntnisse berücksichtigen, die derzeit gewonnen werden.“

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