Am 27. März begann in der Stuttgarter Porsche-Arena der 40. DTB Pokal, eine feste Größe im internationalen Wettkampfkalender. In den letzten vier Jahrzehnten hatten viele Stars des Weltturnsports hier ihre Auftritte, gute Organisation und begeistertes Publikum sind garantiert.

Dieses Jahr ist alle anders – wird doch das deutschen Frauenturnen im allgemeinen und der Schwäbische Turnerbund im Besonderen seit Monaten von Missbrauchsvorwürfen erschüttert. Freistellungen, Kündigungen, staatsanwaltliche Ermittlungen und Durchsuchungen machten in den letzten Wochen bundesweit Schlagzeilen. Zuletzt wurden Bundestrainerin Nachwuchs Claudia Schunk und die leitende Stützpunkttrainerin am Bundesstützpunkt Mannheim freigestellt. Es läuft wahrlich alles andere als rund im deutschen Frauenturnen, und den Verantwortlichen ist die Nervosität bei jedem Auftritt deutlich anzumerken.

Auf der Auftaktpressekonferenz in Stuttgart versuchte man nach Kräften, das Thema beim Sport zu halten. „Die Vorwürfe zahlreicher Athletinnen, die uns jetzt seit einigen Wochen begleiten, die überschatten nicht den DTB Pokal“, erklärte STB Geschäftsführer Matthias Ranke. „Sie spielen natürlich eine Rolle. Das ist gar keine Frage.“ Und packte dann einen Klassiker aus dem Baukasten des organisierten Sports in Krisenzeiten aus: „Wir hoffen ganz einfach, dass wir es an diesem Wochenende hinbekommen, den Sport hier in den Vordergrund zu stellen. Das ist, glaube ich, unsere vornehmliche Aufgabe.“

Das mögen viele anders sehen. Die Fragen beim Thema Frauenturnen drehten sich jedenfalls nahezu ausschließlich um das Thema der Missbrauchsvorwürfe. Auch auf das Programm des Pokals gab es Auswirkungen. Das geplante Geräteturn-Symposium, traditionell eine beliebte und hochkarätige Fortbildungsveranstaltung für Trainer*innen, wurde sang- und klanglos abgesagt. Als Thema war für dieses Jahr ausgerechnet „Kommunikation im Turnsport: Barrieren erkennen und überwinden“ geplant gewesen. „Nach Aufkommen der Vorwürfe im Turnen Ende 2024 sind wir nun zu der Entscheidung gekommen, dass nun nicht der richtige Zeitpunkt ist, um eine Fortbildung des Schwäbischen Turnerbunds mit diesem Schwerpunkt zu veranstalten“, heißt es dazu.

Die Situation in Stuttgart sei „sehr schwierig“, sagte Bundestrainer Gerben Wiersma. Dort leitet seit Anfang März Aimee Boorman, ehemalige Trainerin von Simone Biles, das Training. „Es ist immer schwierig, wenn man ohne seinen Trainer oder Trainerin klarkommen muss. Ich bin sehr froh, dass wir Aimee gefunden haben.“ Mit Marlene Gotthardt, Michaela Mühlhofer und Juniorin Madita Mayr sind drei Turnerinnen aus dem Kunst-Turn-Forum am Start. Aber der prominenteste Name fehlt: Helen Kevric. Die Olympia-Achte von Paris hatte letztes Jahr ihren Start verletzungsbedingt absagen müssen. „Das ist dieses Jahr nicht so“, sagte Wiersma. „Aber man muss auf einen Wettkampf natürlich richtig vorbereitet sein. Es ist nicht der richtige Moment für einen solchen Wettkampf für sie.“ Die Erwartungen für das Jahr 2025 dämpfte er. „Ich habe das auch dem Management des DTB gesagt. Was die Ergebnisse angeht, müssen wir vorsichtig sein. Das Niveau der gesamten Mannschaft ist gesunken. Es sind viele Veränderungen, man braucht eine ruhige Vorbereitung und das ist aktuell nicht der Fall.“

Die nächsten Wettkämpfe für die deutschen Turnerinnen sind das renommierte Turnier im italienischen Jesolo sowie der Bundesligaauftakt am 26. April. Dieser Wettkampf, der gleichzeitig eine Qualifikation für die Europameisterschaften in Leipzig ist, findet in Mannheim statt. Der zweite Stützpunkt neben Stuttgart, der aktuell im Fokus steht. Auch dann wird wohl weiterhin kaum der Sport im Vordergrund stehen.

Zeitplan

27. März

14:00 -22:00 Team Challenge Männer

28. März

10:00 – 16:30 Junior Team Challenge Männer

19:00 – 22:00 Team Challenge Frauen

29. März

14:00 – 17:00 Junior Team Challenge Frauen

19:00 – 22:00 Mixed Cup

30. März

11:00 – 17:45 Gerätefinals

Livestream und Ergebnisse

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