Indonesien verweigert den israelischen Turner*innen die Einreise zur Turn-WM, die am 19. Oktober in Jakarta beginnt. Dies erklärte Yusril Ihza Mahendra, Minister für Recht, Menschenrechte, Einwanderung und Strafvollzug, am 9. Oktober. Indonesien und Israel unterhalten keine diplomatischen Beziehungen. Dass Indonesien Sportler*innen aus Israel nicht einreisen lässt, ist nicht neu. Diese Politik verfolgt der Staat seit den Asienspielen 1962, bei denen Israel und Taiwan ausgeschlossen wurden, und sie hat immer wieder zu Problemen mit internationalen Sportorganisationen geführt. So wurde Indonesien etwa 2023 die U-20 WM im Fußball entzogen. Der Ausschluss Israels und Taiwans von den Asienspielen 1962 führte 1964 wiederum zur Sperre Indonesiens für die Olympischen Spiele 1964.
Für die Turn-WM sah es lange offensichtlich anders aus. Laut Bericht der Nachrichtenagentur AP hatte der Turnverband Indonesiens die für den Erhalt der Visa nötigen Einladungsschreiben für sechs Turner*innen ausgestellt, aber diese Schreiben mittlerweile zurückgezogen. In den letzten Tagen habe es zunehmend Proteste gegen die Teilnahme Israels gegeben, heißt es in dem Bericht. Trotz der bekannten Haltung zur Einreise israelischer Sportler*innen scheint diese Entscheidung kurzfristig gefallen zu sein. Immerhin wird Israel sowohl in der vorläufigen als auch in der definitiven Meldung vom 21. Juli bzw. 3. August für die WM von der FIG gelistet. Auch in der Auslosung der Startreihenfolge, die am 4. August stattfand, findet sich Israel.
Der israelische Turnverband veröffentlichte am 25. September einem Post über den Besuch von FIG-Präsident Morinari Watanabe, es ging bei den Gesprächen auch um die Bedeutung einer israelischen Teilnahme an der WM.

In der letzten Version der namentlichen Meldungen vom 10. Oktober ist Israel dann auf einmal nicht mehr enthalten.
Am 10. Oktober erklärte der indonesische Turnverband auf einer Pressekonferenz, die FIG stehe hinter der Entscheidung. Der Weltverband selbst äußerte sich in einem mehr als dürftigen Statement, das jegliche Stellungnahme vermeidet:
Die FIG nimmt die Entscheidung der indonesischen Regierung zur Kenntnis, keine Visa für die israelische Delegation auszustellen, die für die 53. FIG-Kunstturn-Weltmeisterschaften angemeldet ist, die vom 19. bis 25. Oktober in Jakarta stattfinden werden, und weiß um die Herausforderungen, denen das Gastgeberland bei der Organisation dieser Veranstaltung konfrontiert war.
Die FIG hofft, dass so bald wie möglich ein Umfeld geschaffen wird, in dem Sportler aus aller Welt sicher und unbeschwert Sport treiben können.
Gemäß den eigenen Statuten müsste Indonesien die WM eigentlich entzogen werden. In Art 26.4 heißt es:
Den Turnern/Sportlern und den Offiziellen aller Mitgliedsverbände müssen Einreisevisa erteilt werden. Wird diese Anforderung nicht erfüllt, wird die Vergabe der Veranstaltung vom Exekutivkomitee mit sofortiger Wirkung annulliert.
Dafür dürfte es eine Woche vor Beginn der WM wohl zu spät sein. Für diese WM hat sich sehr lange kein Ausrichter finden können, erst im Mai 2024 wurde bekannt gegeben, dass die WM in Jakarta stattfindet. Die FIG wird sich wohl vor Ort den Fragen stellen müssen.

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