European Gymnastics hat auf dem Kongress am 28. und 29. November in Prag den Weg für die Rückkehr von Sportler*innen aus Belarus und Russland auf die europäische Bühne frei gemacht. Die Delegierten stimmten mehrheitlich für den Antrag, Sportler*innen und Begleitpersonal ab dem 1. Januar 2026 wieder bei europäischen Wettkämpfen zuzulassen. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar 2022 waren sie von allen Wettkämpfen ausgeschlossen. Während der internationale Turnverband FIG bereits Mitte 2023 beschlossen hatte, Sportler*innen aus Belarus und Russland wieder zuzulassen, hatte European Gymnastics auf dem Kongress 2023 für ihren Ausschluss gestimmt.
European Gymnastics wird nun den FIG Regeln für den Start neutraler Athlet*innen folgen. Die Entscheidung ebnet voraussichtlich auch den Weg für Teams aus belarussischen bzw. russischen Neutralen zu den Olympischen Spielen. Für die Weltmeisterschaften 2026 und 2027, bei denen die Mannschaftsqualifikation für Los Angeles 2028 stattfindet, dienen die jeweiligen Europameisterschaften als Qualifikation. Voraussichtlich muss man sagen, da die Olympia-Qualifikationsregeln von der FIG immer noch nicht veröffentlicht wurden. Bei der WM in Jakarta sagte Generalsekretär Nicolas Buompane, die FIG habe ihre Kriterien beim IOC eingereicht und man rechne damit, dass der Vorschlag „bald“ bestätigt werde.
Beim Kongress in Prag hielt Angelina Melnikova für die russische Delegation eine Rede, in der sie um Stimmen für die Wiederzulassung bat. Laut ihrem Post auf Instagram gaben 46 Verbände ihre Stimme ab. 27 stimmten für die Zulassung, 15 dagegen, 4 Verbände enthielten sich der Stimme. European Gymnastics hat insgesamt 50 Mitgliedsverbände. Melnikova hatte am 15. November für den TSV Tittmoning-Chemnitz Bundesliga geturnt und war ursprünglich auch beim 29. November stattfindenden DTL-Finale erwartet worden. Der Verein verzichtete nach Kritik auf den Einsatz Melnikovas beim Finale.

Die Zulassung gilt nun für Sportler*innen und das Begleitpersonal, nicht jedoch für Ämter bei European Gymnastics. So werden der neugewählte Präsident des Technischen Komitees Männer, Andrey Fedarau (BLR) und das russische Mitglied des Exekutivkomitees Marat Filippov ihre Posten nicht ausüben können.
Russland hatte ursprünglich sechs Kandidat*innen auf der Liste, davon hatten allerdings vier zum Zeitpunkt der Nominierung nicht die erforderlichen Brevets für die angestrebte Position in einem der Technischen Komitees: Viktoria Anikina (Rhythmische Sportgymnastik), Svetlana Lukina (Aerobic), Revaz Gurgenidze (Akrobatik) und Elena Redyanova (Turnen Frauen). Eine Tatsache, die für einen Verband mit der Tradition und dem Anspruch Russlands verwundert. Zur Wahl trat schließlich nur Redyanova an, die anderen Namen fanden sich nicht in der finalen Liste der Kandidat*innen. Redyanova scheiterte am Einzug in das Technische Komitee. Auch Dmitri Andreev, Brevet Kategorie 1 und zuletzt in bei der WM in Jakarta als D2 am Boden eingesetzt, wurde nicht ins Technische Komitee der Männer gewählt. Andreev löste im Sommer Andrei Rodionenko als russischer Cheftrainer ab und war im letzten Zyklus im Technischen Komitee Männer der FIG und davor bereits im Technischen Komitee Männer von European Gymnastics.
Dritte Amstzeit für Gayibov
Farid Gayibov (AZE) bleibt Präsident von European Gymnastics, er setzte sich in einer knappen Abstimmung gegen den Kroaten Mario Vukoja durch, der bisher Präsident des Technischen Komitees Männer war.
Der DTB hatte fünf Kandidat*innen ins Rennen geschickt, von denen vier erfolgreich waren. Sabrina Klaesberg wurde zur Vizepräsidentin gewählt. Agnes Hartmann (Gymnastics for All), Ariel Milanesio (Rhythmische Sportgymnastik) und Wladislav Ljubimov (Akrobatik) wurden in die jeweiligen Technischen Komitees gewählt. Patrick Siegfried scheiterte knapp an der Wahl zum Präsidenten des Technischen Komitees Trampolinturnen.

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