„Wir tun dem DTB was Gutes“, informierte Hallensprecher Jörg Rosenkranz das Publikum letzten Samstag in der GBG Halle in Mannheim. Bot die Deutsche Turnliga dem Verband doch im Rahmen des ersten Wettkampftages die Plattform für seine erste EM-Qualifikation. Dafür musste der Wettkampf der ersten Liga etwas erweitert werden – neben den vier Turnerinnen für die Mannschaft turnten an einigen Geräten im Anschluss weitere Turnerinnen für die EM-Quali Wertung. Der DTB war durch Bundestrainer Gerben Wiersma und Vorstand Thomas Gutekunst vertreten, die im Publikum saßen.
Comeback für Meolie Jauch
Ein erstes Highlight gab es bereits nachmittags in der 2. Bundesliga, wo Meolie Jauch für die TS NeckarGym Nürtingen an Barren und Balken ging. Mit einer starken Übung am Barren – sie ließ im Vergleich zu ihrem vorherigen Programm nur den Hindorff und beim Abgang eine Schraube weg – erzielte sie mit 13,100 die zweitbeste deutsche Wertung des Tages an diesem Gerät. Jauch hatte im Dezember mit ihrem Rücktritt vom Hochleistungssport eine Debatte über Missbrauchsvorwürfe am Bundesstützpunkt Stuttgart und im deutschen Turnen ins Rollen gebracht. Betreut wurde sie hier nun von Ghazal Seilsepour, früher auch Trainerin am Kunst-Turn-Forum, die sich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu ihren Erfahrungen dort geäußert hatte.
Der TSV Tittmoning-Chemnitz dominierte diesen ersten Wettkampftag und beeindruckte am Boden mit starken Choreografien. Karina Schönmaier, die in Jesolo Gold am Sprung gewonnen hatte, zeigte einen sehr guten Jurtschenko mit Doppelschraube (14,05) und für die EM-Quali als zweiten Sprung den Omelianchik. Die Gastgeberinnen von der TG Mannheim belegten Rang zwei noch vor dem Rekordmeister MTV Stuttgart, der am Barren und Boden durch Fehler viele Punkte verlor.
Beim Einturnen am Boden verletzte sich Michelle Timm schwer an der Achillessehne. Die 27-Jährige, die im letzten Jahr den DTB über die Missstände in Stuttgart in Kenntnis gesetzt hatte, hatte lange Jahre den MTV Stuttgart vertreten und wollte in dieser Saison für den TSV Berkheim starten.
Silja Stöhr gewann mit 52,750 Punkten diese erste EM-Qualifikation vor Schönmaier (52,400) und Lea Quaas (52,000). Insgesamt stellten sich neun Turnerinnen der Qualifikation. Zur zweiten Qualifikation können bis zu 12 Turnerinnen zugelassen werden. Im EM-Team stehen fünf Turnerinnen, dazu werden voraussichtlich zwei Ersatzturnerinnen in die unmittelbare Wettkampfvorbereitung gehen. Janoah Müller auf Rang vier rundete das gute Ergebnis für die Mannheimerinnen ab. Mannheim ist neben Stuttgart der zweite Bundesstützpunkt, der aktuell mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert ist. Die leitende Bundesstützpunkttrainerin ist ebenso weiterhin freigestellt wie ihre Vorgängerin, die aktuelle Bundestrainerin Nachwuchs.
Während man sich beim DTB-Pokal nach Kräften bemühte, das unangenehme Thema zu ignorieren, ging man in Mannheim in die Offensive. „Ich begrüße unsere Cheftrainerin Alina Korrmann die trotz allem heute in der Halle ist“, sagte Stützpunktleiter Joachim Fichtner unter lautem Jubel des Mannheimer Fanblocks. Die namentliche Begrüßung sei eine ausdrückliche Bitte der Eltern und der Turnerinnen gewesen, der er gerne nachkomme.
Kevric an zwei Geräten
Emma Malewski, die mitten im Abitur steckt, hatte vor der Qualifikation bereits ihren Verzicht auf die Europameisterschaften erklärt. Ebenso fehlen Pauline Schäfer-Betz, Elisabeth Seitz und Sarah Voss. Mit umso größerer Spannung wurde das Comeback von Helen Kevric in Mannheim erwartet. Kevric hatte mit ihrem achten Platz im Mehrkampf bei den Olympischen Spielen in Paris für Furore gesorgt – die beste Mehrkampfplatzierung einer deutschen Turnerin seit Jahrzehnten. Beim DTL-Finale im Dezember turnte sie einen starken Vierkampf. Nun ging sie in Mannheim zum ersten Mal in diesem Jahr ins Rennen, allerdings nur an zwei Geräten. Am Sprung zeigte sie einen Jurtschenko mit ganzer Schraube und am Balken eine sehr starke Übung, die mit 14,100 den Höchstwert des Wettkampfs markierte. Bundestrainer Gerben Wiersma hofft für die zweite Qualifikation auf Kevric an allen Geräten. Auf die Frage, warum sie in Mannheim nur an zwei Geräten am Start war, hatte er keine konkrete Antwort. „Ich vermute, dass sie sich langsam wieder ins Turnen einfindet. Aus meiner Erfahrung ist es für jemanden, der auf diesem Niveau bei den Olympischen Spielen geturnt hat, schwierig, auf einem niedrigeren Niveau wieder zu beginnen. Aber ich würde den Rat geben, sie selber danach zu fragen.“ Kevric wollte allerdings nach dem Wettkampf nicht mit der Presse sprechen.
Die zweite Qualifikation findet am 10. Mai in Berlin statt. Laut Qualifikationskriterien wird die Turnerin mit dem besten Mehrkampfergebnis aus einer der beiden Wettkämpfe nominiert. Die weiteren Plätze werden vorrangig nach dem Prinzip der Mannschaftsdienlichkeit vergeben.
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