In fünf Wochen steht in Jakarta die erste Weltmeisterschaft des neuen Olympiazyklus an. Für die deutschen Turner*innen beginnt an diesem Wochenende die Qualifikation dafür. Vier Turnerinnen und sechs Turner kann der DTB maximal für diese Einzel-WM melden, bei der Titel im Mehrkampf und an den Geräten vergeben werden. Pro Verband können in Jakarta bei der Qualifikation maximal drei Turner*innen pro Gerät starten. Im Gegensatz zu den Weltmeisterschaften später im Zyklus, gibt es für diese WM keine Qualifikationen über kontinentale Meisterschaften oder die Weltcupserie.

Der DTB hat das volle Kontingent von sechs Turner*innen für Jakarta gemeldet. Ob dieses Kontingent auch ausgeschöpft wird, bleibt abzuwarten. Gemäß Auslosung werden die Turner in der fünften von acht Subdivisionen an den Start gehen, Startgerät ist das Pauschenpferd. Die Turnerinnen wurden in die dritte von zehn Subdivisionen gelost und beginnen am Sprung. Wie bei vielen anderen Nationen steht auch im deutschen Turnen nach einer Reihe von Rücktritten ein Umbruch an. Bei der Heim-EM in Leipzig lief es jedoch glänzend. Mit Karina Schönmaier und Timo Eder stehen neue Führungspersönlichkeiten bereit.

Sowohl Turnerinnen als auch Turner werden zwei Qualifikationen für die WM bestreiten. Die Turnerinnen starten mit ihrer Qualifikation am 13. September zum Abschluss des Kaderlehrgangs im Leistungszentrum in Frankfurt. Zu diesem Wettkampf sind alle Turnerinnen des Olympia- und Perspektivkaders zugelassen. Andere Turnerinnen müssen für die Teilnahme einen Antrag beim Lenkungsstab stellen. Dies würde z.B. für Lea Wartmann, Deutsche Meisterin am Schwebebalken und Mehrkampfzweite der DM, oder Meolie Jauch, Deutsche Meisterin am Stufenbarren, gelten. Beide sind aktuell nicht im Kader. Elisabeth Seitz und Sarah Voss haben ihre Karriere beendet. Helen Kevric und Janoah Müller sind verletzt, Pauline Schäfer-Betz befindet sich nach Hüft-OP noch im Aufbau. Lea Quaas muss wegen einer Operation verzichten. Emma Malewski hat ihr Studium in den USA begonnen. Auch Karina Schönmaier wird bei der ersten Qualifikation fehlen – sie turnt zeitgleich beim World Challenge Cup in Paris. Ihre Wertungen in Paris werden für die WM-Qualifikation zählen. Er erwarte „eine kleine deutsche WM-Mannschaft“ sagte Cheftrainer Gerben Wiersma.

Gespannt sein kann man auf den Auftritt der Stuttgarterinnen, die bei den Finals in Dresden nicht am Start waren. Seit Ende August ist immerhin die Trainingssituation im Kunst-Turn-Forum, die seit dem Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe unklar war, gesichert – Aimee Boormann und LaPrise Harris-Williams wurden bis Ende 2028 verpflichtet. Boorman wird über den DTB als Bundesstützpunkttrainerin und Harris-Williams über den Schwäbischen Turnerbund als Landestrainerin angestellt. Die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals dauert immer noch an. Die Trainerin und der Trainer, denen gekündigt wurde, haben geklagt und die Verfahren sind nicht abgeschlossen. Auch die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen laufen noch. Nach SWR Informationen wird zudem mittlerweile gegen einen weiteren Trainer wegen des Verdachts auf versuchte gefährliche Körperverletzung in zwei Fällen ermittelt.

Zielstellung für Jakarta ist laut Nominierungskriterien, „dass die nominierten Athletinnen eine realistische Chance auf ein Gerätefinale oder eine Top-16-Platzierung im Mehrkampffinale haben.“ Zur Nominierung wird eine Prognosetabelle herangezogen, die zur Einordnung der Ergebnisse dient. Für die Qualifikation dient jeweils das beste Ergebnis im Mehrkampf bzw. pro Gerät aus den beiden Wettkämpfen. Wichtigstes Kriterium ist Medaillenpotential, gefolgt von Finalpotential sowie „eine Mehrkämpferin mit Potential Top 16 im Mehrkampffinale.“ Sollte das Kontingent nicht ausgeschöpft sein, kommt eventuell eine zweite Mehrkämpferin mit einer Leistung von 52,500 Punkten oder mehr zum Zug.

Zur Umbruchsituation zu Beginn eines neuen Olympiazyklus gehört auch ein neuer Code de Pointage und wenig Wettkampfergebnisse zum Vergleich, was die Einordnung von Punktzahlen erschwert. Die Prognosewerte haben bisher wenige Turnerinnen international erreicht. Karina Schönmaier gewann z.B. mit 13,983 Punkten EM-Gold am Sprung (5,0/4,8).

Einen Tag nach der Turnerinnen starten die Turner in ihre Qualifikation. Sie gehen am 14. September in Kienbaum an die Geräte. Andreas Toba hat seine Karriere nach der EM beendet, Felix Remuta und Carlo Hörr wurde bei den Finals in Dresden verabschiedet. Lucas Kochan, Gabriel Eichhorn und Tom Schulze Turner turnen zeitgleich beim World Challenge Cup in Paris und können dort einen Leistungsnachweis erbringen . Die Nominierungskriterien der Turner halten fest, „dass ein Start von 6 Turnern bei der EWM unwahrscheinlich ist. Nominiert werden können Turner mit nachgewiesenen erweiterten Finalchancen im Bereich TOP 16 an den einzelnen Geräten bzw. Turner, mit nachgewiesenen Möglichkeiten für das Mehrkampffinale (TOP 24).“ Für die erste Qualifikation sind alle Turner des Perspektivkaders 2025 zugelassen, weitere Turner müssen einen Antrag stellen.

Auch für die Qualifikation der Turner gibt es Richtwerte für Final- bzw Medaillenchancen

Die zweite Qualifikation für alle findet am 27. September in Saarbrücken statt. Bei den Turnern sind dafür bis zu 10 Sportler zugelassen, bei den Turnerinnen werden es maximal 12 Teilnehmerinnen sein.

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Eine Antwort zu „Jakarta im Blick”.

  1. Avatar von Mit leichtem Gepäck – LeonieGymNews

    […] man nicht das volle Kontingent ausschöpfen würde, hatte sich schon länger angekündigt. Er rechne mit „einer kleinen deutschen Mannschaft“, sagte Frauen-Bundestrainer Gerben […]

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